Die Sage vom „Pfoffagonder“
Viele Tscharser erinnern sich noch lebhaft daran, wie sehr ihnen als Kindern der Schrecken in die Glieder schoss, wenn vom Pfoffagonder die Rede war. Gar mancher Auftrag, der an sie in finsteren Stunden des Abends oder der Nacht gerichtet wurde, blieb aus diesem Grund unausgeführt. Wie stiegen da manchem Bürschlein die Grausbirnen auf, wenn es hieß: “Pass lei auf Burschi, dass a nit zu spat Huam geasch sunst kimmsch nou untern Pfoffagonder!“
Doch auch manch abergläubischer Erwachsener schlich nachts an unheimlichen Stellen etwas schneller als gewöhnlich und mit klopfendem Herze vorbei. Der Pfoffangonder war ein ganz dunkel gekleideter Mann, der seinen Kopf oder ein Buch unter dem Arm mit sich herumtrug. Deshalb vermutet man in ihm den herum wirrenden Geist eines Priesters der vom Teufel selbst besessen sein soll. Sein Unwesen trieb dieser Unhold auf der Schattenseite zwischen „Friegl“- und „Schleitbach“ oberhalb des Etschwaales. Wer ihn innerhalb dieses Bereiches, in dem er angeblich verbrannt war, in die Quere kam, erfuhr Schauerliches. Doch erst als am Abend das Aveläuten um 18.30 Uhr im Tscharser Kirchturm verklungen war, kam für ihn die Zeit in der ganzen Gemeinde sein Unwesen zu treiben, die bis zum ersten Klang der Aveglocke um 6.30 Uhr in den frühen Morgenstunden dauerte. Am öftesten erblickte man ihn auf dem Tomberg und auf den Scharwiesen neben dem Schlumsbach. Einst fiel ihm eine Frau in später Nachtstunde in die Hände. Er packte sie mit seinen Krallen und verschleppte sie. In einer großen Steingand neben der „Oberalm“ bei Marzon grub er sie bei lebendigem Leibe unter Steinen ein. Das Gelände dort wurde als Pfoffagond bezeichnet, daher erhielt diese Gestalt, nach dieser Missetat, den Namen Pfoffagonder. Eine Hirtin, die er nach dem Ave- Maria läuten, beim Heim treiben der Kühe überraschte, nahm er unter den Arm, schleppte sie ebenfalls in die Nähe dieser Steingand und steckte sie unter eine große Baumwurzel. Dort verbrachte sie unter schrecklichen Angstqualen die Nacht, blieb aber am Leben und konnte sich nach dem Ave- Maria läuten am Morgen selbst befreien. Wie staunten ihre Mitmenschen auf dem Tomberg, als sie das junge Mädchen, nach dieser Nacht mit weiß-grau gebleichten Haar heimkehren sahen. Einmal schlich diesem Unhold ein Mann, der die Scharwiesen bewässerte, bis an die Grenze seines unheilvollen Reiches nach. Er kam ihm schließlich so nahe, dass er ihm seinen Stock mit aller Gewalt auf den Rücken schlagen konnte. Doch vergebens! Es war ihm, als schlage er auf einen Strohsack ein. Der Mann wurde in den nächsten Tagen auch auf der Pfoffagond aufgefunden. Nach und nach vergaßen die Leute den Pfoffagonder, doch das gelegentliche Verschwinden von Einwohnern des Dorfes lässt darauf schließen, dass er bis heute hin immer noch sein Unwesen auf der Pfoffagond und im ganzen Dorf treibt!
Vor einiger Zeit berichteten Einwohner des Dorfes und die Bewohner neben der Pfoffagond wieder vom Pfoffagonder. Jedoch war er nicht mehr alleine. Augenzeugen beschrieben sein Gefolge als Abgesandte des Teufels. Andere sprachen vom Luzifer persönlich, als sie auf sein gehörntes Gefolge trafen. Diese schrecklichen Gestalten erhielten den Namen „Pfoffagonder Tuifl“, die meist in den frühen Dezember- Tagen Angst und Schrecken in der gesamten Gemeinde verbreiten. Mit dem heranrückenden Winter kommt nicht nur die dunkle, kalte Zeit auf uns zu, sondern auch die Zeit des Bösen. Die „Pfoffagonder Tuifl“ sind dafür bekannt den kommenden Winter willkommen zu heißen und Jagd auf bestimmte Dorfbewohner zu machen. Sie suchen sich ihre Opfer spontan aus und niemand kann genau sagen wer der „Nächste“ ist, doch sie werden immer wiederkommen und jemanden holen, vielleicht auch Dich!!